Als mir ein Arbeitskollege Anfang der 90ger Jahre einen E - Bass für einen eher symbolischen Betrag verkaufte, fand ich ein uriges, viel zu dick, mit Klarlack gestrichenes, mit Aufklebern beklebtes Instrument vor, mit abgewetzten Bundstäbchen, einem leicht krummen Hals. Aber es war mein erster Bass. Nachdem ich einige Zeit auf diesem Gerät geübt hatte, entschied ich mich, nach dem Kauf eines neuen Basses, diese alte Gurke zu zerlegen, zu schlachten, wegen der noch verwertbaren Einzelteile. Als ich den Hals abschraubte erschien dort ein Logo: ESP (Electric Sound Products). Ich rief einen Freund an, der sich besser auskannte. Der rief sofort durch den Höhrer: "Nich' wegschmeißen!"
ESP! Das klang ja nach mehr als einem Billigbass. Ich fuhr ich in ein Musikgeschäft, ließ die bei ESP einen neuen Hals bestellen, diesmal Fretless, und weil es schöner aussieht, mit Ebenholz Fingerboard. Amnschließend wurde der Bass grob abgeschliffen, und nachdem ich die vielen Aufkleber entfernt hatte und wieder zusammengebaut.
Viele Jahre und einige Bässe später kramte ich das gute, alte Stück aus der versenkung hervor und beschloss es wieder auf Vordermann zu bringen. Es war schließlich mein erster Bass, zu dem ich doch eine gewisse Beziehung aufgebaut hatte. Der einteilige Korpus hat so einen schönen Klang, mir gefiel der Gedanke, dieser alten Seele wieder ein Stück neues Leben einzuhauchen.
Das Schleifen habe ich mit 100-er Naßschleifpapier (aber trocken) begonnen, ging dann über 280-ger bis zum Endschliff mit 600-er. Nassschleifpapier deshalb, weil es einfach ergiebiger ist.
Ich wollte keinen Neulack sondern ein Oil Finish. In einem Forum für Gitarrenbau wurde Auro Hartöl empfohlen. Glücklicherweise gibt es in meiner Stadt einen Laden für Anthroposophische Produkte, die dieses Öl führen. Knapp 10 Euro habe ich bezahlt, aber nur eine geringe Menge für den Bass benötigt.
Am Ende erhält das Holz einen wunderbar seidigen Glanz und muß 24 Stunden trocknen. Durch das Ölen haben sich die feinen Fasern des Holzes wieder ein Wenig aufgestellt. Ein Politurschliff folgte mit 1000-er Schleifpapier und das Holz sah so schön aus, dass ich mich gar nicht mehr sattsehen konnte. Das Öl ist nach vier Wochen vollständig ausgehärtet.
Um die Elektrik in einen halbwegs vernünftigen Originalzustand zu versetzen benutzte ich einen Fender Schaltplan. Die gibt es auf der Fender Seite als Dowunload. Ein neues Pickguard bestellte ich günstig im Internet, mehrlagig für 14,90 Euro in sehr guter Qualität. Neue Saiten, Fender Flatwounds in den Stärken 55-70-90-105 runden den guten, alten und fetten Klang des Basses ab. Er klingt mit den dicken, geschliffenen Saiten gar nicht mehr so singend, wie man das von einem Fretless Bass vielleicht erwartet. Ist schon eher ein plumper, hölzerner Sound Richtung Kontrabass.
Was mir noch fehlte war eine Bridgeabdeckung, weil ich das einersits schön finde, andererseits auch einige Versuche mit Saitendämpfern durchgeführt, die dort unauffällig angebracht werden können. Und weil ich das schon immer mal haben wollte, schraube ich eine Daumenstütze an die (laut Fenderschablone) dafür vorgesehene Stelle.
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