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Dieses Thema hat 71 Antworten
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 Tagebuch
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Moulin Offline



Beiträge: 1.074

09.06.2007 13:01
#21 RE: Die realistischen Gedanken des Monsieur Moulin Antworten

25.03.2007

Na Moulin? Wo bist Du gerade?


Ich bin gerade mehr hier als zu allen anderen Zeitpunkten.
Ich bin in meiner Mitte.

So manches Mal glaubte ich mir fremd zu sein, oder Anderen. Das 'Anders sein' als
Makel zu betrachten weil es auf stetes Unverständnis trifft. Diesen Taumel, wie es eine sehr gute und wichtige Freundin nennt, der nicht verstanden wird von denen die den Weg ihres gerasterten Lebens nicht verlassen und sich täglich auf ´s Neue für eine haltlose, imaginäre Sicherheit selbst belügen. Das 'Künstler sein', es zeichnet sich nicht durch das Schaffen eines Werkes aus wie viele glauben, es ist die Art wie wir Künstler leben. Und ich lebe in diesen zwei verschiedenen Welten, auch ich finde mich in Beiden zurecht, doch die alte Welt wird mir immer kälter. Sie versucht mir die Luft zum Atmen zu nehmen weil sie sich vor Menschen wie mir fürchtet. Und je mehr ich über mich lerne desto größer wird die Kluft. Und das Lächeln beginnt erst mit dem Eintauchen in die Macht von Gefühl und Liebe einer Welt, die so viele nicht verstehen. Nun habe ich mein Innerstes durch die Sichtweisen eines wertvollen Menschen weiter beleuchten können. Mir wurde verdeutlicht, dass die Macht der Liebe in uns Menschen pulsiert, dass sie das Zentrum all unseres Schaffens ist und alles Handeln prägt, wenn wir es für uns zulassen.
Ich liebe die Menschen in meiner Umgebung, mit denen ich lebe, meine Familie, und ich liebe meine Freundinnen und Freunde, jede und jeden auf seine Art, doch gerade alle sehr intensiv.

Le Moulin

Moulin Offline



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09.06.2007 13:02
#22 RE: Die realistischen Gedanken des Monsieur Moulin Antworten
27.03.2007

Na Moulin? Wie tief ist das Wasser?

Mon Dieux, das Wasser kann tief sein, besonders wenn man sich so wie ich an diesem sonnigen Frühlingstag auf das Treiben der zivilisierten Fußgängerzone einer Groß Stadt einlässt. Wenn ich auf einer Treppe aus der Unterwelt den Schacht hinaufsteige und 'über Tage' des Ruhrgebietes komme, sehne ich mich schnell nach dem, was ich dort nicht in großem Umfang finden werde. Wie durch eine Wüste aus Gleichgültigkeit bewege ich mich wie ein Kind beim Pflastersteinhüpfen an den einbetonierten, mittelalterlichen Kirchen vorbei über die Oasen meiner Stadt, verweile in der Bücherei, streichele Instrumente im Musikgeschäft, halte mich eine Weile auf 10 Quadratmetern wackeligem, heiligen Boden um einen Straßenmusikanten, um danach im Jazzclub noch einen Kaffee zu genießen, der heute nicht einmal durch die wallenden Blicke einer Femme Fatal untermalt wurde. Und zu jeder Zeit, wenn ich die Inseln verlasse, verlasse ich ein Stück mich selbst.

Le Moulin
Moulin Offline



Beiträge: 1.074

09.06.2007 13:02
#23 RE: Die realistischen Gedanken des Monsieur Moulin Antworten

28.03.2007

Moulin? Was tust Du gerade, Moulin?

Heute ist der erste Balkon des Jahres. Ich sitze an der offenen Stelle der Wohnung,
die Sonne streichelt mein Gesicht und ein Buch meine Seele, unterlegt von zarten
Schwingungen eines Klavierstückes vom Hintergrund aus Raum und Zeit. Leuchtende Farben erster Frühlingsblumen tanzen mit Hummeln im Sonnenlicht unter den
Himmeln, zwischen den Welten, und ich drehe inmitten des Weltenkarussells um meine Mitte, laut lachend, mit hoch gestreckten Armen, der Freiheit entgegen.

Le Moulin

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09.06.2007 13:03
#24 RE: Die realistischen Gedanken des Monsieur Moulin Antworten

30.03.2007

Na Moulin? Wieder ein Lob erhascht?

Um Lobes Willen, weit gefehlt.
Welch freudiges Gemüt es da in aller Glanzes Herrlichkeit
wohl gut mit mir meinte und mir riet:
“Moulin, bleib wie Du bist!”
Oh Krise, wer will denn in aller Evolutionen Namen einen
Stillstand?
Doch nur Unverbesserliche in der alten Welt, die nach
Jahren, einer Frage immer noch mit der gleichen Antwort
gegenüber stehen.

Le Moulin

Moulin Offline



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09.06.2007 13:03
#25 RE: Die realistischen Gedanken des Monsieur Moulin Antworten

03.04.2007

Na Moulin? Was macht die Kunst?


Ah, die Frage habe ich doch schon einmal gehört?!
Ich saß gestern nur kurz am PC, obwohl ich eigentlich viel zu schreiben hätte.
Zeit ist etwas Wunderbares, wenn man genug davon hat, doch ist der Tag auf 24
Stunden begrenzt, und als ich ihr, der Zeit entfloh, ein wenig in Ruhe und Ge-
danken versinken konnte, folgte mein Blick der Naht an der gegenüberliegenden
Wand. Die Naht der Tapete war es, der mein Blick nach oben folgte, bis meine
Augen die Pinwand erreichten an dem der Flyer unseres wunderbaren Jazz Club be-
festigt war, der mir die ganze Zeit wohl schon kräftig, wedelnd gewunken hatte.
So kletterte ich aus dem Stuhl, schwamm durch die Flut von Notiz - Zetteln die
sich hier, um mich herum, wie eine kleine Armee der Gedanken gesellen, bewegte
mich zum Schrank, um einen Jazz Standart heraus zu kramen, mich damit zu beklei-
den und in ´s Leuchten der Nacht zu stürzen.
In aller Eile noch ein paar SMS verschickt und los ging es, in die Welt der Kunst,
die sich an diesem Montag Abend zur Session im 'Domizil' versammeln würde.
Und wirklich, hier trifft sich das skurrile Publikum der Stadt. Alle waren sie da,
Schreiber, Maler, Musiker, alle die mit Kunst zu tun haben, alle die nicht in der
Masse schwimmen wollen, alle, die ihren Augenblick mit dem der Anderen teilen können. Alle, die sich das Recht zu einer Freiheit gönnen. Auch sie war da, die alt bekannte Femme Fatal, die sich im kleinen Schwarzen, mit dem Rücken an einer Säule vor der Musik räkelte, dabei den Cocktail mit lasziven Blicken schwenkte, und die Klischees eines rauchigen, alten Jazz Clubs erfüllt. Doch was mich am Meisten freute, dort zu finden war die Jugend! Es gibt Nachwuchs! Das ist beruhigend! Das ist eine große Hoffnung in dieser flacher werdenden Welt.

Le Moulin

Moulin Offline



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09.06.2007 13:04
#26 RE: Die realistischen Gedanken des Monsieur Moulin Antworten

22.04.2007

Na Moulin? Über die Stränge geschossen???


Nachdem mich jemand in drei aufeinender folgenden Forenbeiträgen, ungeduldig wirkend aufforderte, ein zur Kritik gestelltes Bild zu bewerten, wohl in der eigenen, sicheren Vermutung, dass mir dies unmöglich sei, lieferte ich eine Bildkritik a la Carte und löste damit unbewusst den Sturz des Egos eines Menschen aus.
Fern lag mir doch ein Gedanke an die Möglichkeit, dass dieses zur Kritik gestellte Bild die Gesamtheit der Sicherheit des Lebenswerkes eines einzelnen Menschen birgt, dass durch ein paar meiner Zeilen auseinander springt, wie das auf dem Boden der Tatsachen zerschellende Glas einer Kristallkaraffe.
Sind es meine Stränge über die ich schoss? Bin ich verpflichtet, meine Persönlich -keitsentfaltung unter die anderer Menschen zu stellen, weil die Möglichkeit bestünde, jene Menschen unbeabsichtigt ihren Schwächen gegenüber zu stellen, die ihren Ursprung nur dadurch besitzen, weil sie sie verstecken, weil sie sich selbst ihrer nicht bewusst und sicher sind? Muss ich erahnen, dass eine gestellte Frage in Wahrheit gar nicht die Antwort sucht? Eine Frage zu dessen Beantwortung ich trotzdem geradezu gedrängt wurde?
Ich denke nicht. Und zur Kritik allgemein behaupte ich:
Eine Bedeutung hat nur eine Sache, der wir eine Bedeutung zumessen.
Die Kunst machen wir nicht für Andere, wir machen sie für uns, um uns (darin) zu finden. Die innere Bewertung für uns selbst, ist in diesem Parameter die Entschei-
dende und für Andere ausgeschlossen. Die Kritik von Außen bezieht sich nicht auf den Wert unseres eigenen Ich, sondern nur auf äußerlich Sichtbares, und daher kann sich auch gut oder schlecht als Wertung, nur auf Äußerlichkeiten beziehen.

Le Moulin

Moulin Offline



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09.06.2007 13:04
#27 RE: Die realistischen Gedanken des Monsieur Moulin Antworten

22.04.2007

Aber Moulin, was störte die Sicherheit?

Es wird hier sehr deutlich, wie unbeständig eine Sicherheit sein kann, die auf Bauten eigenen Denkens, außerhalb des eigenen Geistes stattfindet. Gedanken und Erkenntnisse, die den Geist verlassen, um zu einer vermeidlichen Stärke in einen Gegenstand gestopft zu werden, ein 'Goldenes Kalb des eigenen Ich' also, können keine dauerhafte Sicherheit bieten. Das Werk, das als Lebenswerk bezeichnet wird, wächst unweigerlich zu einer Götzenfigur, und so wirkt die Kritik daran, für den Schaffenden wie eine Profanation.
Der Fehler daran kann aber nicht in der Kritik liegen, sondern in der Suche nach Halt, durch selbst geschaffene Kultgegenstände, die auf Dauer nicht bestehen können.

Le Moulin

Moulin Offline



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09.06.2007 13:05
#28 RE: Die realistischen Gedanken des Monsieur Moulin Antworten

23.04.2007

Und Moulin? Wie soll man sie nehmen, die Kritik?

Der ausgeglichene Mensch verfällt in einer solchen Situation, in der er sich einer Kritik gegenüber sieht, nicht in einen kindlichen Automatismus, der händeringend nach Rechtfertigungen sucht, um vom eigentlichen Geschehen abzulenken.
Der ausgeglichene Mensch handelt aus seiner Mitte heraus. Er konfrontieret sich mit der gestellten Kritik, überprüft sie auf alle Möglichkeiten, bewertet sie offen und zieht daraus ehrliche Schlüsse für sich und sein Schaffen. Sieht er keine Möglichkeit, sofort zu evaluieren, legt er die Kritik bei Seite, und wartet auf den Moment, in dem er seinen Gedanken neu fassen kann.

Le Moulin

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09.06.2007 13:06
#29 RE: Die realistischen Gedanken des Monsieur Moulin Antworten

27.04.2007

Na Moulin? Traurig?

Ja verflucht! Traurig, traurig, traurig!!!

Moulin Offline



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09.06.2007 13:06
#30 RE: Die realistischen Gedanken des Monsieur Moulin Antworten

1.05.2007

Moulin? - Moulin???

Der viel zu frühe Tod einer Künstlerkollegin hat mich sehr getroffen. Sie wurde 47 Jahre alt!!!
Vieles was ich tue scheint bedeutungslos, auch wenn ich mich in der Vergangenheit, besonders für mich, häufig mit Tod und Sterben auseinandergesetzt hatte. Es scheint unvermeidbar, dass ich mich mit zunehmendem Alter, und damit auch dem der Freunde häufiger als früher, mit Tod und vor allem Trauer befassen muß.
Ich weiß wohl, das Sterben ist nur schlimm für die Lebenden, aber gerade das macht es ja so schmerzhaft und vieles, was ich tue wirkt angesichts der möglicherweise sehr kurzen Zeit, die ein Leben umspannen kann, bedeutungslos.
In den vergangenen Tagen stieg in mir eine Blockade gegen das, was ich mir bislang wichtig schien.
Kommunikation im Internet, diese ständige Suche nach Wahrheiten, Kunst schaffen, Musizieren, Lesen, Schreiben, es verliert sich mir in den Gedanken an die Toten. Und noch während ich diesen letzten Satz geschrieben habe kommt mir ein Zweifel auf, warum ich gerade diese Dinge, die sich auf mein kreatives Schaffen beziehen in Frage stelle und nicht die anderen, verpflichtenden Alltäglichkeiten des Lebens.

Moulin Offline



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09.06.2007 13:07
#31 RE: Die realistischen Gedanken des Monsieur Moulin Antworten
5.05.2007

Na Moulin? Was macht die Liebe zur Musik?

Da bin ich aber froh, dass die Bescheidenheit der Fragestellung nicht immer versucht, mit der Antwort zu konkurrieren…

Die Musik,

Sie ist ein ständiger Wegbegleiter, eine Hilfe, meine Gefühle zu verstärken, meine Stimmung zu verbessern oder zu verschlechtern, auch, mich an Vergangenes zu erinnern, denn kaum etwas schafft mich so in den Bann zu ziehen, wie Musik, was sicher damit zu tun hat, dass ich mich, entgegen manch anderer Künste uneingeschränkt auf sie einlasse.
Erstaunt bin ich immer wieder, wenn mich Menschen fragen, welche Musikrichtung ich denn hören würde, worauf ich keine mich einschränkende Antwort geben kann. Ich kann mich in allen Musikrichtungen finden, von Klassik bis Punk - Rock und dazwischen liegt eine ganze Musikwelt, die Manche nicht erfassen, weil sie sich aus Angst davor sperren.
Als mir vor vielen Jahren ein befreundeter Gitarrist im Proberaum ein paar Blätter mit dem Basslauf für Hendrix´ ‘Foxy Lady’ reichte, und dabei meinte, er habe Schwielen auf der Zunge und wolle diese nun endlich mal zum Einsatz bringen, staunte ich nicht schlecht, da wir eine ganz andere Richtung zum Proben geplant hatten. Aber so wurde es dann unser Stück zum ‘warm werden‘, und dass konnte manchmal zwei Stunden dauern.
In der Musik ist es nicht das Mechanische, das etwas in uns auslöst, sondern ein äußerer, emotionaler Schlüssel, der über das Medium des Klanges in unser inneres Schloss geführt wird, und die Tür zu unserem Ich zu öffnen vermag.. Aus der Bescheidenheit und der inneren Ruhe heraus, lässt sich Musik am Besten genießen. So kann es gelingen, mit ihr eine Übereinkunft zu finden, die wir sonst von zwei sich uneingeschränkt liebenden, verschmelzenden Körpern kennen.

Le Moulin
Moulin Offline



Beiträge: 1.074

09.06.2007 13:10
#32 RE: Die realistischen Gedanken des Monsieur Moulin Antworten

5.05.2007

Na Moulin? Was macht das Lesen?

Eine wunderbar gleichgültig gestellte Frage, ’was macht das Lesen’, fast, als erwarte man gar keine Antwort…
Um so länger wird sie dann!
Vielleicht hätte die Frage doch treffender formuliert werden können, oder?

Du hast auch zur Literatur zurückgefunden, Moulin?

Das klingt schon besser. Doch die Antwort wird die Gleiche sein…

Das Buch heißt “Tender Bar” und wurde von J.R. Moehringer geschrieben.

Als ich mich auf dem Weg durch meine Buchhandlung befand, um für mich, auf Empfehlung einer besonderen Menschin, deren Literaturkenntnissen ich vertraue, ein Buch von Henry Miller zu kaufen, führte mich der suchende Streifzug mehrmals an einem pyramidenförmig aufgebauten Buchstapel vorbei, dessen Farbe mir sogleich etwas Warmes, Bekanntes assoziierte. Eine Farbe, ähnlich wie die des alten Schrankes aus Nussbaumholz, der in Zeiten meiner Kindheit die Wohnung meiner Großmutter zierte.
Beim dritten Kontakt mit dem in den Weg gestellten Blickfang, genehmigte ich mir eine genauere Betrachtung, die das Vertraute zu analysieren versuchte.
Eine kurze Einführung auf dem Einband deutete darauf hin, dass das Buch ’Tender Bar’ die eigene, authentisch erlebte Geschichte des Autors beschrieb, ein Autor, der nur wenig älter ist als ich selbst, was vermuten ließ, Parallelen zu meinem Leben finden zu können, weil er beispielsweise genauso wie ich dazu neigt, einen Ort zu mythologisieren. Bei ihm eben diese Bar seines Onkels, der sie aus Liebe zur Schriftstellerei bedeutend ‘Dickens‘ nannte, in der alle Fäden des Lebens des Autors immer wieder zusammenliefen.
Trotzdem wendete ich mich zunächst Miller zu und nachdem ich den ‘Wendekreis des Krebses’ gekauft und mit Begeisterung gelesen hatte, und erkannte, dass bald die Zeit für ein neues Buch kommen würde, richteten sich meine Gedanken immer wieder auf die Erinnerung an das Buch ‘Tender Bar’.
Mich ließ weder die Farbe des Einbandes, noch der Gedanke an die Möglichkeit los, dass es im fernen Amerika vielleicht jemanden geben könnte, der Dinge erlebt hatte, die ich lesen sollte, weil er, genau wie ich etwas erlebt hatte, was zu unserer Zeit noch viel zu häufig tabuisiert wurde. Ich war in den Bann gezogen, dass ich mich nicht mehr dagegen wehren wollte, die Buchhandlung aufzusuchen, das Buch zu kaufen, es nach Hause zu tragen, es wie ein rohes Ei aus der Verpackung zu befreien um es von allen Seiten, durch beide Hände führend zu betrachten.
Ich genoss diesen Geruch des neuen Buches, das frisch aus der Presse kam, das vorsichtige Öffnen der Seiten, die in einem leichten Cremebeige den Augen schmeichelten. Das hatte für mich das Gefühl, als würde ich eine erwartende Jungfräulichkeit beenden, obwohl ich das im eigentlichen Sinne nie erlebt hatte.
Doch die Membran, die ich durchstieß, ist die Grenze des aus sich heraus kommen, um über etwas zu reden, dessen man sich in der Regel durch Gesellschaft und Erziehung - völlig unbegründet - schämt.
Ich tauchte ein in die Geschichte des Autors, die sich wie ein Spiegelbild meiner eigenen Geschichte liest, wodurch sich ein großer Teil meiner Begeisterung für dieses Buch begründet. Die Ähnlichkeit der Abläufe des Lebens, der Personen, die die Handlung durchlaufen, Charaktere, Schule, Freunde, Liebe, Ausbildung, Literatur…
Natürlich laufen die Dinge in den USA anders als in Europa, wer spielt hier Baseball, wer geht hier nach der 8. Klasse auf ´s College? Auch die Speisekarte der alkoholischen Getränke von Amerikanischen Jugendlichen unserer Zeit weicht deutlich von meinen ab, besonders was Härte und Menge betrifft! Doch das sind nur Äußerlichkeiten, die ihren Wert erst im Gefühl ihres Sinnes finden können. Es geht im Buch nicht darum, die Liebe zu einer bestimmten Person zu beschreiben, sondern den Zusammenhang zwischen Liebe und Leiden unter Voraussetzung eines bestimmten Lebensumstandes zu erläutern, um die Art, wie man diese Liebe dadurch lebt, oder nach welchen Kriterien man sich einen Menschen sucht und für welche Art Mensch man empfänglich wird. Die Dinge sind verschieden und doch so gleich.
Was der Autor in Hoppers ’ Nighthawks ’ findet, sehe ich beim Betrachten von ’ Le Moulin de la Galette’ von Renoir.

Ich lese das Buch und ich lese mich selbst. Ich lese mein Leben! Ein Kind, das ohne Vater aufwächst, mit all den Ängsten, unter all den Umständen, mit all den Umständen zu denen das führt. Ein Mensch, der nach Förderung sucht, ringend nach tausend Ersatz - Vätern, die sich die Zeit nehmen sollten, einem vaterlosen Jungen beizubringen, wie man Fußball spielt, eine Sicherheit bietet, aus der ich mir eine Eigene hätte aufbauen können. Ich sehe die vielen Menschen, die das alles ersetzen sollten, was ein Sohn in seinem Vater sucht, wie der Nachbar, der redselig Ratschläge für den Erfolg versprechenden Umgang mit Mädchen gab, oder der Tankwart, der mir den Auspuff meines ersten Autos mit einer Blechdose und zwei Schellen reparierte, weil ich kein Geld hatte, und mir auf verständnisvolle Weise zeigte, wie ich das beim nächsten Mal selbst bewerkstelligen konnte.
Ich lese das Buch, folge dem Leben des Autors und sehe seine Mutter, die sich, genauso wie meine, tagein, tagaus kämpferisch und uneigennützig für ihr Kind verausgabte, litt, hoffte, verzweifelt nach Lösungen suchte, so dass heute nicht alle Liebe dieser Welt reichen könnte, um es ihr genügend zu danken!

Ich habe diesen ganzen Weg meines Lebens noch einmal Seite für Seite, Seite an Seite mit dem Protagonisten durchlebt, und das war ein sehr schmerzlicher, doch gleichermaßen angenehmer und daher wichtiger Schritt für mich.
Danke J.R. Moehringer, dem Schriftsteller, dessen Name wirklich gut klingt!

Moulin Offline



Beiträge: 1.074

09.06.2007 13:12
#33 RE: Die realistischen Gedanken des Monsieur Moulin Antworten

9.05.2007

Und Moulin? Was macht der Filter?

Nun ja, er filtert Menschen. Ich lerne so viele davon kennen. Da mache ich schon so meine Erfahrungen….
Oft frage ich mich, was das Ziel von Menschen ist, die diese oberflächlich, leichte Art verfolgen, die sich mit der ihr eigenen, hintergrundslosen Dominanz in das Leben Derer stellen, die sie in irgendeiner Form begehren, und schnell dazu neigen, die wahrgenommene Sicherheit, des eigentlich nach Außen verehrten, selbstsicheren Gegenübers, in Form belehrender Erklärungen zu brechen.
Vernichtende Unwahrheiten werden dann gerne als auf Erfahrung beruhende Allwissenheit in Szene gesetzt, und mit den üblichen Mechanismen untermalt, die die Sicherheit des Gegenübers untergraben sollen, bei gleichzeitig intrigant gesteuerter Abnabelung des Freundeskreises, um die angegrabene Mauer der Sicherheit abzutragen, und ein Abfangen durch Vertraute zu vermeiden.

Es passiert sehr häufig, dass jüngere Kolleginnen mit den Dramen ihrer gerade begonnenen oder laufenden Beziehungen auf mich zu kommen. Scheinbar wecke ich in ihnen aus irgend einem Grund das Vertrauen, mit mir über solche Dinge reden zu können, obwohl ich teilweise doppelt so viele Jahre zähle..
Da stehe ich dann sofort, innerhalb meiner Verantwortung, anderen Menschen gegenüber und soll Ratschläge geben, Lösungen aufzeigen, doch kann ich nichts tun, als zu versuchen, diese jungen Menschen dahin zu führen, meine Ansichten zu betrachten, um dann für sich selbst, in Bezug auf das Zusammenleben mit anderen Menschen, eine Entscheidung zu treffen.
Ich bin ein sehr herzlicher Mensch. Wenn ich jemanden mag ist das immer sehr intensiv, und ich denke, dass ich daher, in der Regel nur sehr intensiv fühlende Menschen in mein Leben lasse, dabei kann es keine Kompromisse geben, was das Gefühl angeht und dem zu Folge auch die Diskussion. Und so macht es mir natürlich auch in gewisser Hinsicht Freude, mich mit den Problemen der Anderen, die ich mag auseinander zu setzen um zu helfen, wenn auch oft nur durch das aktive Zuhören .

Es bedarf es doch so weniger, einfach ein zu haltender Prinzipien, die für eine harmonische Basis zwischen zwei Menschen notwendig sind. Ehrlichkeit zum Beispiel. Ja, Ehrlichkeit. Dass sich Menschen nicht nur äußerlich, sondern auch in ihrer Mitte treffen! Sie kann dazu führen, sich gegenseitig zu verstehen und zu fördern.
Destruktive Menschen kommen zwar sichtlich an der Oberfläche weiter, und gerade die wird in der Regel von Außenstehenden beurteilt.
Sie sind gar nicht mal unbedingt absichtlich destruktiv, diese Menschen. Die Ursache ist da weit gestreut, doch geht es mir nicht um eine Verurteilung, eher um die, mir Klarheit verschaffende Analyse dessen, was ich jeden Tag um mich herum bei Menschlichen Beziehungen wahrnehme.

Die Sicherheit einer eben kennen gelernten Person kann zu fatalen Situationen führen, weil sie die Unsicherheit der schon Unsicheren steigert, und damit wird der Gesprächspartner (an den man eigentlich wichtige Erwartungen hat) das Objekt der Begierde für 'Schuldgefühl einreden wollende Vorwürfe'.

Das Wichtigste beim Kennen lernen zweier Menschen ist, so meine ich, auch wenn sie verschiedene Ausdrucksmittel oder Ausdrucksarten verwenden, dass sie Übereinstimmungen im Grundgedanken besitzen. Das ist sicher Voraussetzung. Und wenn man diese Übereinstimmung feststellt, kann man sie wunderbar, sich gegenseitig unterstützend ausweiten, damit spielend herumwerfen, sich in Schwingungen versetzen, bis zur endlosen geistigen ( und gegebenenfalls Körper - lichen ) Verschmelzung.
Oft denken Menschen, wenn ein Gespräch nicht oberflächlich, sondern tiefgründig ist, dann sei das wohl gleich Liebe, die ausschließlich in Form einer Liebesbeziehung, mit all den daran gebundenen Äußerlich- und Innerlichkeiten möglich ist - Zuneigung und Mögen wird da gleich mal unbemerkt übersprungen! Statt dessen wird noch die Art zu reden, zu beeinflussen, in einer Tollkühnheit der Eigenwerbung bis in ´s Unermessliche gesteigert. Man nennt das auch Flirt, doch ist es n dieser Form einer, ohne jegliche Grundlage. Ein Pseudo - Flirt also.

Wenn man nun beim Kennen lernen, nach gegenseitig festgestellter Sympathie, diese tiefgründigen Gespräche mit jemandem führt, der den intensiven Schutz für sich nicht in seiner eigenen Sicherheit, sondern durch eine Beziehung oder Liebe sucht, dieses dann auf den Sicheren projiziert, der ihm gerade eine gewisse, gedankliche Übereinstimmung signalisiert hatte, und sich dadurch seine, an die Sicherheit gestellten Erwartungen steigern, dann kommt irgendwann der Punkt, an dem er dem Sicheren vorwerfen wird, er hätte mit seinen Gefühlen gespielt, weil er etwas Vorgemacht habe. Vorgemacht hat aber niemand etwas, Vorgemacht hat sich nur der Unsichere in Form falscher Deutungen und kann es nicht verstehend erfassen, dass der Sichere, in einer reinen Ehrlichkeit, seine Gedanken und Gefühle, ohne Forderung mitgeteilt hatte.
Ich bin daher überzeugt davon, wenn sich zwei Menschen treffen, entspricht das Vertrauen, das dem jeweils Anderen entgegengebracht wird immer nur dem eigenen Selbstvertrauen, denn es wird immer unweigerlich an sich selbst gemessen, welchen Stellenwert man bei der gegenüberstehenden Person genießt oder zu genießen scheint.
Das kann dazu führen, dass jenen Menschen die ein sehr starkes Selbstbewusstsein besitzen, dann nicht sehr vertraut wird. Sie stoßen auf Skepsis weil sich die Schwächeren irriger Weise im ständigen Erklärungszwang sehen.

So landet man beim Kennen lernen mancher Menschen nur allzu zu oft in einem Dilemma Anderer, und deshalb wird es weiterhin eine spannende Suche bleiben, nach den goldenen Kindern meiner Zeit.
Schön, dass ich schon mal einige Wenige gefunden habe...

Moulin Offline



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09.06.2007 13:12
#34 RE: Die realistischen Gedanken des Monsieur Moulin Antworten

11.05.2007

Turbulente Zeit, Moulin?

Gegebenheiten ändern sich, hin und her...

Beim Betreten des Raumes blicke ich um mich und genieße die Stille, die sich mir an diesem Freitag Morgen bietet.
Der Blick durch das Fenster verrät mir die Kühle des beginnenden Tages, und zeigt mir das satte Grün im Mai, das in leichten Bewegungen wie ein natürliches Windspiel meine Sinne erfreut.
Neben mir ein kleiner Stapel der zuletzt gelesenen Bücher, die sich nun ruhig und gelassen daran laben, ihre Geschichte schon erzählt zu haben.
Das Pinienholz des hundert Jahre zählenden Schrankes strahlt Wärme aus und ich bemerke, müsste ich heute gehen, ich wäre glücklich dabei.

Le Moulin

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09.06.2007 13:13
#35 RE: Die realistischen Gedanken des Monsieur Moulin Antworten
11.05.2007

Na Moulin? Was macht die Kunst?

Na die Frage kenn ich doch und erwidere sie zunächst einmal mit einem Lächeln.
Ich denke dabei immer wieder an den Kunstweg, wie ich ihn für mich zu gehen habe, ganz unabhängig davon, wie ihn Andere gehen.
Ich hatte dazu ja einst eine kleine Geschichte verfasst, weil mir diese stete, dumme Anmache derer, die sich Realisten nennen, ziemlich auf den Geist ging. Davon aber später.

Ja, die Welt der Realisten...
Welten im virtuellen Raum, in denen sich Menschen gleicher Interessen in Form eines Forums zusammen schließen um einer Freude der Gemeinsamkeit nachzugehen,
Beiträge schreiben und kommunizieren.
Da gibt es einmal die großen Massenforen, und auf der anderen Seite die Kleinen, wenig frequentierten, aber sehr persönlichen Foren. Und immer wieder kommt es mal dazu, dass sich der Mob der großen Foren überschlägt, streitet, um dann letztendlich zu der eigenen Erkenntnis zu gelangen:
Das Niveau sinkt hier.
Das Niveau sinkt hier.
Wenn ich mir diesen Satz vor Augen und Ohren halte, kann ich ein Schmunzeln
nicht mehr verbergen. Es ist ein Bisschen, als würde man sich in eine alte Latrine setzen und überrascht zu dem Ergebnis kommen:
Es riecht hier schlecht.
Es riecht hier schlecht.
Doch woran scheitert die Kommunikation in den großen Foren überhaupt, besonders, wenn sie sich die Kunst zum Thema gemacht haben? Gerade Künstler gelten doch als besonders liberal, verständnisvoll, vorurteilsfrei.
Daran liegt es auch nicht! Das Verständnis für Kunst ist es. Der Bezug zu einer Realität, die sich in den Gedanken der dort Versammelten zeigt, die aber in keinster
Weise etwas mit dem Kunstgedanken zu tun hat. Immer wieder hörte ich von
dort verweilenden Menschen, sie seinen Realisten und betitelten alle Anderen, abwertend als Träumer.
Diese Aussagen sehen sie als Legitimation, sich über die Kunst zu stellen. Sie maßen sich an, der Kunst etwas zu bescheinigen, was sie niemals war, ist, oder sein wird.
Die Realisten, sie sehen eine Pfütze in der Öl schwimmt, Künstler sehen wie Kinder einen im Wasser schwimmenden Regenbogen, der vom Himmel herunter gefallen ist.
Die Realisten würden das nun für weltfremd halten, aber für mich sind sie diejenigen, die den Splitter eines Spiegels im Herzen tragen und sie reden über Dinge, die sie nicht verstehen. Und im Sinnen darüber entstand die nun folgende, kleine Geschichte in meinen Gedanken über den Weg der Kunst.

Der Kunstweg oder: Die Sequenz (ein paar Meter eines Künstlers.)

…Mit leicht gesenktem Kopf geht ein Mann auf der Strasse, und ein wenig Asche
der Zeit, des vergangenen Tages wird durch die aufsetzenden Sohlen seiner Schuhe,
durch die Fugen, des vor einhundert Jahren verlegten Kopfsteinpflasters gedrängt, wo sie treibend verlaufen, wie die Gedanken durch die Bahnen seines Gehirns, suchend nach einer Wahrheit, die er nicht finden wird; die auch sie nicht finden werden, weil Sohlen nie finden was sie suchen, denn ihr Weg endet, wenn ihr Dasein im Abrieb verpulvert.

Da geht er, der Mann und lauscht dem Schrei der Stille, sieht die Bewegung der Statik
und fühlt die Rundung der Kanten. Er lebt sein Leben zwischen den Zeilen, Im Bann der Metaphern, im Raum der Gegensätze. So wird die Fröhlichkeit seiner Depression durch die harmonischen Gespräche streitender Paare untermalt, die er im Vorbeigehen an den einzelnen Wohneinheiten, die die Steige der Bürger säumen, wahrnehmen kann, und die ein wenig der guten Stimmung auf ihn übergehen lassen, die nicht vorhanden ist, so dass sich nach einem kurzen Augenblick des Zuckens an
seiner linken Unterlippe, ein breites Grinsen entfaltet, was in Versuchung ist, den
Rest seiner momentan stillgelegten Gesichtsmuskulatur zu erwärmen.

Der Kaugummiautomat an der ersten, passierten Ecke entfaltet, nach dem Einwurf eines 10 Cent Stückes seine ganze, weite Großzügigkeit, wodurch eine prägnante, blaue Kugel, freigesetzt ihren Weg durch wohlüberlegt geschaffene, einem Universum entsprechender, eigener Kanäle, an allen vorgegebenen, geöffneten Schranken vorbei, in die Freiheit der Hand eines Kindes rollt. Etwas Regenwasser treibt die Farben, des vom Himmel herunter gegossenen Regenbogens, über den Rinnstein durch einen Gully in die Unterwelt, und beim Schlendern über den öligen Film auf dem Pflaster fängt er, der Mann auf der Strasse, die Inspiration, hält sie fest im Geiste und trägt sie nach Hause.

Le Moulin
Moulin Offline



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09.06.2007 13:14
#36 RE: Die realistischen Gedanken des Monsieur Moulin Antworten
11.05.2007

Moulin, was tust Du auf dem Boden?

Nun, ich stolpere den ganzen Tag schon über meinen Beitrag vom 10. 05. 2007. Das ist der Beitrag über Freundschaften, er ist mir nicht so recht stimmig.
Liegt das möglicherweise daran, dass er ursprünglich als Antwort auf einen, das 'Dilemma mit Menschen' thematisierenden Beitrag in einem anderen Forum gedacht war, oder weil ich diesen Beitrag aus einer Flut kopierter Foren - Mails zusammen gesetzt habe, die ich einmal schrieb, und nun zur Speicherfreigabe löschen musste? Habe ich diese Zusammenfassung zu kompliziert geschrieben, zu wenig überarbeitet, mit ihr zu dick aufgetragen, weil ich Angst hatte, etwas zu verlieren?
Zumindest bleibe ich doch, wegen der Gefahr, nun weiter über meinen eigenen Beitrag zu stolpern, vorerst besser eine Weile auf dem Boden - und korrigiere.

Le Moulin
Moulin Offline



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09.06.2007 13:15
#37 RE: Die realistischen Gedanken des Monsieur Moulin Antworten
13.05.2007

Na Moulin? Was macht die Musik?

Soweit ich das für mich beurteilen kann, bin ich mit mir ganz zufrieden.
Ich sitze mit meinem Bass, wenn es die Zeit zwischen den weiteren, weit gefächerten Interessen, die ich lebe zulässt und übe verschiedene Riffs und Stücke ein. Ich genieße es, mit den großen der Musikwelt zusammen zu spielen, z.B. mit Götz Alsmann oder Nina Simone, wenn die auch nur von der Platte spielen.
Mein Hauptaugenmerk liegt aber immer noch bei dem hier schon erwähnten 'How Insensitive'. Das Stück, das ich gerade kopiere und übe, bis ich es in einer ähnlichen, gefühlvollen Perfektion spielen kann wie ein Chris Fitzgerald*.
Doch gleichzeitig beschleicht mich unterbewusst immer das Gefühl, gerade etwas zu kopieren, was nicht Meines ist. In der bildenden Kunst überwiegend verpönt, doch in der Musik legitim?
Zweifel kommen mir schon, obwohl ich doch weiß, dass niemand das Spielen einer Klaviersonate eines großen, klassischen Komponisten anzweifeln würde. Warum auch. Nur so bleibt ein Chopin unsterblich!
Ich halte es dann besser mit dem alten, chinesischen Sprichwort, das mein Gewissen beruhigt:
Wer den Meister kopiert, ehrt ihn.

Le Moulin

*Amerikanischer Bassist
Moulin Offline



Beiträge: 1.074

09.06.2007 13:15
#38 RE: Die realistischen Gedanken des Monsieur Moulin Antworten

15.05.2007

Na Moulin? Wohin führt Dein Weg?

Alles, was wir schaffen, schaffen wir in erster Linie für uns selbst, für unser Weiterkommen im Leben. Jedes Schaffen, ob im Großen oder im Kleinen, ist ein Teil unseres Weges, der sich in Bruchstücken irgendwann zu einer Strasse manifestiert, deren Pflaster seine Vollendung in der grenzenlosen Begehbarkeit finden wird.

Le Moulin

Moulin Offline



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09.06.2007 13:16
#39 RE: Die realistischen Gedanken des Monsieur Moulin Antworten

15.05.2007

Na Moulin? Animalischen Gefühlen verfallen?

Gestern, beim Streifzug durch die City, mit Tüten, der nach außen in grellen Farben Schönes und Wichtiges suggerierenden Geschäftswelt behangen, verließ ich, nach der gewohnten, Entspannung versprechenden Tasse Kaffee im Jazz Club, die Konsumorientierte Einkaufswelt, um noch einen Laden aufzusuchen, in dem, ganz entgegen der immerwährend flachen Welt, Gefühle in ihrer Reinheit und Wahrhaftigkeit nicht versteckt werden müssen, so glaubte ich bislang.
Das Klingeln der Glocke über der Ladentür verhallte langsam hinter dem Lufthauch, der mich bis zur Raummitte begleitete, um sich dann kraftlos von mir zu verabschieden.
Der mir in die Nase dringende unverfälschte, weiblich anmutende Geruch, weckte mein Interesse in dieser Menschenleeren, kleinen und stillen Halle. Das mir gegenüber, bescheiden und schüchtern in einer Ecke stehende, zart besaitete Wesen fesselte meine Aufmerksamkeit, und ich konnte nicht umhin, mich mit interessierten Blicken, langsam und forschend in die Nähe dieses Objekts meiner frühlingshaften, nicht unterdrückbaren Begierde zu bringen.
Ganze Massen unglaublicher Emotionen wurden freigesetzt, brachten meine Gefühle in Wallung und meine Knie zum Erweichen, als ich mich in einem Halbkreis, mit leicht gehobenem Kopf und halb geschlossenen, genießenden Augen, fast so anmutend wie ein Flamencotänzer, um den bewegungslosen Körper herum wand, wobei ich aus einer schnellen und abrupt gestoppten Linksdrehung heraus meine rechte Hand langsam, zärtlich, mit der leicht angewinkelten Handaußenfläche über die linke Wange meines Gegenübers streichelte, langsam und vorsichtig über den schlanken Hals hinab , über die flache Brust, bis ich sie, zusammen mit der anderen fest, doch zärtlich, knapp unter der schlanken Taille auf den Hüften stoppte und sie hier ruhen ließ, wodurch diesem, von mir gehaltenen, in willenlose Neugierde verfallenden Körper, ein leicht keuchend, hauchender Ton entwich.
Ganz abwesend diesem kurzen, alles sagenden, hingebungsvollen Stöhnen, im Taumel der Gefühle lauschend, nahm ich plötzlich hinter mir eine strenge, fordernde Stimme eines, den Raum betretenden Menschen wahr, der mir mahnend, energisch, ganz deutlich, fast furios, wie ein Eifersüchtiger, die Worte entgegen rief :
“Den Kontrabass bitte nicht berühren!”
Ertappt, mit leicht errötetem Gesicht, suchte ich taumelnd den Ausgang.

Le Moulin

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Beiträge: 1.074

09.06.2007 13:17
#40 RE: Die realistischen Gedanken des Monsieur Moulin Antworten

17.05.2007

Ja Moulin, die Musik, was?


Ja, ich liebe die Musik und daher übe ich im Moment sehr viel, so dass mir dann zwar die Zeit zum Schreiben fehlt, doch wenn ich höre, wie sich im Nebenraum meine große Künstlerin damit herumquält, die Sprache ihrer Großmutter zu erlernen, mit allen Tücken dieser fatalen Grammatik der 'Grand Nation', dann freue ich mich auf die Leichtigkeit der tiefen, eindringenden Schwingungen meines ' Four String '.

Le Moulin

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